Ein Sommer in Stockholm: Was ich gelernt habe

September 8, 2016 • 6 min lesen

Hallo, ich stell mich kurz vor: Ich bin der Alain ein 20 Jahre alter Luxemburger der seinen Sommer in Stockholm als Praktikant für OURWAY Tours verbracht hat. Bevor ich hierher kam, hatte ich natürlich gewisse Erwartungen wie Schweden und das Leben hier denn nun sein wird.  

Was ich erwartet habe bevor ich nach Schweden kam:

– Schweden liegt im Norden also MUSS es kalt sein, am besten pack ich all meine dicken pullover ein und denk noch nicht mal daran kurze Hosen mitzunehmen.

– Ich wette die Leute in Schweden sind genau so wie das Land sehr kalt.

– Schweden und besonders Stockholm sind SO teuer, ich werd pleite sein am Ende des Sommers.

– Alkohol ist verrückt hoch besteuert, ich muss schon fast einen ganzen Tag arbeiten nur um mir ein Bier zu leisten.

– Da ich vom Land bin, wird es sicher ein sehr üppiger Wechsel zur Hauptstadt Schwedens.

– Jeder Schwede spricht gut Englisch, da wird es leicht zu kommunizieren.

Was tatsächlich Fakt ist:

– Den Sommer GIBT es in Schweden, oder zumindest in Stockholm. Seitdem ich Mitte Mai angekommen bin bis Mitte August habe so gut wie nie einen Pullover getragen und hab mir sogar noch besonders kurze Hosen gekauft. Natürlich gab es auch ein paar kältere Tage, aber welches Land hat das nicht? Das Wetter war absolut perfekt für die meiste Zeit während dem Sommer und keine frierende Tundra wie verschiedene Leute das gerne erzählen.

– Schweden zählen zu den freundlichsten, hilfreichsten, höflichsten und gutherzigsten Leuten auf der Welt. Es hat mich wirklich aus den Socken gehauen wie zuvorkommend die Leute hier in Schweden sind, komplett Fremde helfen einem sogar ohne dass man überhaupt fragen muss. Ich habe den ganzen Sommer in Stockholm verbracht und habe nie Schweden gesehen die sich gewalttätig, oder überhaupt daneben benommen haben. Viele Schweden mit denen ich gesprochen habe sind sehr gesellig und haben nicht diese ‘Lass mich in Ruhe’ Mentalität.

– Es ist war, dass Schweden und spezifisch Stockholm etwas teurer als die meisten anderen Gegenden sind, es ist jedoch nicht so schlimm wie verschiedene Leute es ausmachen. Verschiedene sehr touristische Orte wie zum Beispiel Gamla Stan haben sehr hohe Preise, für den genauen Grund eben – es sind Magneten für Touristen. Falls Sie sich genug informieren bevor Sie nach Stockholm kommen, können Sie sich auch gut vollstopfen UND shoppen gehen auch wenn Sie nicht so viel Geld zum ausgeben haben. Man muss nur die richtigen Orte kennen.

– Ja die Steuer für Alkohol ist sehr hoch (100% besteuert tatsächlich), aber auch hier kann man ein Bier auch unter SEK 60 bekommen. Wenn  Sie zu einem Systembolaget gehen, die Spirituosengeschäfte des Staats (alles mit 5% oder mehr Alkoholgehalt muss hier gekauft werden), dann bekommen Sie das Bier zu einem Bruchteil des Preises den Sie in einer Kneipe bezahlen würden. Es ist noch immer bei weitem nicht so billig oder so leicht ranzukommen wie in anderen Ländern, aber das ist vielleicht auch nicht so schlecht am Ende.

– Stockholm ist nicht wie die meisten anderen Hauptstädte. Ein Drittel der Stadt ist tatsächlich grün mit vielen Parks. Das gibt der Stadt mit alten Holzhäusern an gewissen Orten eine nette ländliche Atmosphäre. Hinzu kommt dass es hier in Stockholm bei weitem nicht so viel Verkehr gibt als in anderen Großstädten, noch nicht mal während des Sommers, da dann ein Drittel der Stadtbevölkerung mit dem Fahrrad fährt. Natürlich hält der überragende öffentliche Transport in Stockholm und in den Vororten auch Leute vom Steuerrad weg.

– Schweden sprechen nicht gut Englisch, sie sprechen GROßARTIG Englisch. SIe müssen sich wirklich keine Sorgen machen irgendjemand hier in Schweden etwas auf Englisch zu fragen. Der Grund warum die Schweden so gut darin sind, ist der dass die Serien und Filme in Englisch nicht ins Schwedische übersetzt werden, alle Auslandsproduktionen sind mit Untertitel.

stockholm

Ein paar andere Dinge die mir aufgefallen sind als ich nach Schweden kam:

– Die Schweden sind generell sehr gelassen, jeder scheint geduldig zu sein und nicht unter konstantem Stress (oder sie sind zumindest gut darin es zu verstecken).

– Die große Majorität der Schweden denen ich begegnet bi, sind sehr sportlich und leben gesund. Man sieht nicht viele fettleibige Leute in Stockholm (wer weiss, vielleicht ist das Essen ja doch zu teuer) und generell halten sich die Leute an eine sehr gesunde Ernährung.

– Hier dreht sich alles um Kaffee. Die Schweden haben etwas, das sich Fika nennt, was mehr oder weniger “Kaffeepause”. Es ist sozusagen das Schwedische Gegenstück zu Englands Nachmittagstee, nur dass die Schweden wesentlich mehr als eine Tasse Kaffee am Tag trinken. Was mich ein bisschen daran wundert, ist dass man denken würde dass Kaffee in Schweden dann ja ganz gut sein sollte, nun da würde man falsch liegen. Die Schweden stecken nicht viel Mühe in den Kaffee, den sie trinken als wäre es Wasser an einem heißem Sommertag. Es gibt jedoch einige sehr gute Cafes in der Stadt, in Gamla Stan sind zum Beispiel zwei Lokale die ich Ihnen gerne vorschlagen würde; Under Kastanjen und Café Sattva, welches vegan ist, man bekommt dort sehr guten Kaffee und gutes Gebäck. Besonders empfehle ich Ihnen eine Zimtschnecke beim Fika zu essen, da es ja auch eine Schwedische Erfindung ist.

– Schweden geben generell kein Trinkgeld, etwas was Sie vielleicht sehr merkwürdig finden, je nachdem von wo Sie herkommen. Das heisst jedoch nicht dass es nicht erlaubt ist jemanden Trinkgeld zu geben, besonders wenn es um einen hart arbeitenden Stadtführer geht, dann sind Sie mehr als willkommen Trinkgeld zu geben!

Zum Schluss möchte ich einfach nur auch noch sagen dass es ein absolutes Vergnügen war hier in Schweden zu leben und besonders für OURWAY Tours zu arbeiten. Die Leute die ich hier kennen gelernt habe und besonders die von der Arbeit, zählen zu den nettesten, lustigsten, schlausten und interessantesten Leuten die ich je in meinem Leben getroffen habe und es macht mich traurig zu gehen.